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Es ist wieder Massenpanikzeit …

Heute hatte die #Massenpanik mal wieder ein paar Auftritte.

Beginnend mit einem wissenschaftlich anmutenden Audiobeitrag, der sich nicht zu schade ist, mit der Loveparade aufzumachen und der schon in den ersten Minuten zum Abschalten anregt, findet das Thema mit dem Beginn der Sommersaison wieder Aufmerksamkeit – nicht nur durch das scheinbare Hervorkramen eines offensichtlich schon älteren Beitrages (zu erkennen an den Verweisen auf coronabedingte Einschränkungen), sondern auch mit einem unerträglich schlechten Artikel zu „Unwetter und Massenpanik“. Während der im Audiobeitrag interviewte Maik Boltes vom FZJ sich zumindest bemüht, den Begriff richtig zu stellen (offensichtlich ohne Erfolg), hängt der im Artikel referenzierte TÜV Nord am veralteten Bild des irrationalen Besuchers fest und gibt im Folgenden Hinweise, die – vorsichtig gesagt – nutzlos sind. Von „Ruhe bewahren“ (übrigens Platz 1 auf meiner persönlichen Sinnlose-Hinweise-Liste) bis hin zum Tipp, sich nicht in der Nähe von Aufbauten aufzuhalten. Leider fehlen die eigentlich wichtigen Hilfestellungen, wie das eine und/oder das andere erreicht werden kann.

Schaltet man den Audiobeitrag nicht sofort aus, wird im Verlauf klar, was das aktuelle Problem mit der „Forschung für die Massen“ ist: rein mathematische Modelle sind eine gute Basis für die Planung, ersetzen die tatsächliche Berücksichtigung des menschlichen Faktors aber nicht. Auch hier versuchte der interviewte Maik Boltes den sozialpsychologischen Aspekt mit ins Spiel zu bringen – allein: den Redakteur interessiert`s einfach nicht. Besonders deutlich macht das der Satz „Menschenströme -in der Fachsprache auch „Flüsse“ genannt, hätten sich unzulässigerweise getroffen“. Auch wenn wir uns der „Fluss“-Terminologie allerortens bedienen (Durchflusskapazitäten, Personenfluss, Flussdichte …) ist es wichtig zu verstehen, dass Menschenströme eben keine Flüsse sind, Menschen bewegen sich nicht wie Wasser, sondern haben (aus physikalischer Sicht bedauerlicherweise) einen autonomen Willen – gleiches gilt übrigens auch für die Planenden.

Auch der Hinweis auf die Forschung an drohnengestützten Lösungen ist ernüchternd: neben dem Flussbegriff auch hier wieder ein erstaunliches Maß an Ignoranz gegenüber dem menschlichen Faktor, die den Datenschutz scheinbar als größeres Problem betrachtet als das Fliegen über Menschenmengen an sich …

Nun könnte das alles egal sein, wenn nicht das Problem solcher Beiträge wäre, dass sie unter dem Deckmäntelchen der Forschung und Wissenschaft letztendlich doch nur die Sensationslust der Zuhörenden bedienen wollen und dabei durchaus gefährliches Halbwissen transportieren, das man wieder mühselig geraderücken muss – und damit ist weder den Forschenden noch sonst irgendjemand geholfen.

https://www.br.de/mediathek/podcast/iq-wissenschaft-und-forschung/nie-wieder-duisburg-forschen-gegen-massenpanik-1/1999900

https://www.moz.de/nachrichten/kultur/festival-guide-unwetter-und-massenpanik-_-tipps-fuer-einen-sicheren-open-air-besuch-70871119.html

Bild: Anke Hesse, IBIT Fachtagung 2019

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